Espresso, Cappuccino, Café au lait, Latte Macchiato, Mokka, Ristretto, Lungo, Americano – und jetzt auch noch griechischer Kaffee?
Ja, die Liste der Kaffeespezialitäten in griechischen Cafés ist lang. Sie enthält darüber hinaus landestypische Erfindungen wie den Fredo Espresso, Fredo Cappuccino oder den Frapé. Aber auch der griechische Kaffee gehört dazu. Der kleine schwarze Kaffee mit einer dünnen cremigen Schaumschicht aus aufgekochtem Kaffeepulver, mit Tradition im ganzen östlichen Mittelmeer. Seinen Ursprung hat er im Osmanischen Reich, von dem Griechenland vierhundert Jahre lang Teil war. Die türkische Kaffeekultur gehört mittlerweile zum immateriellen Weltkulturerbes des UNESCO. In dieser Tradition steht damit auch der griechische Kaffee.
Anders als die anderen, eher internationalen Kaffeegetränke, wird der griechische Kaffee („ellinikós kafés“) wohl in jedem griechischen Haushalt zubereitet. Er ist Muntermacher am Morgen, er ist der Aufhänger, wenn Nachbarinnen sich zu Hause treffen und dabei den neusten Tratsch aus der Umgebung austauschen, er spendet etwas Trost, wenn sich alle mit einem griechischen Kaffee in der Hand nach Beerdigungen und Trauerfeiern versammeln.
Ihn zuzubereiten bedarf es eines gewissen Geschicks und einer bestimmten Ausstattung. Ohne den Briki geht hier gar nichts. Der Briki ist ein winzig kleiner, oben schmal zulaufender Stieltopf für eine oder zwei Kaffeetassen, der traditionell aus Messing oder Kupfer gefertigt ist. Früher wurde dieser Kaffeetopf in die heiße Glut gestellt oder in ein eigens dafür angelegtes Becken mit heißer Asche oder heißem Sand. Solche Geräte kann man auch heute noch kaufen, denn angeblich macht man darin den leckersten griechischen Kaffee, sie nehmen aber relativ viel Platz weg. Heutzutage kochen die meisten Griechen ihren griechischen Kaffee auf einem Gaskocher oder auf der extra für diese Zwecke vorhandenen ganz kleinen Kochplatte auf dem Herd.
Kaffeemenge, Zuckergehalt, mit cremigem Kaffeeschaum oder ganz ohne – all das hängt vom Wunsch des Gastes ab. Der verwendete Kaffee hat einen bestimmten Röstgrad und ist zu ganz feinem Pulver gemahlen. Für die Zubereitung des griechischen Kaffees wird der Briki mit einer kleinen Menge Wasser auf die Hitzequelle gestellt. Sobald das Wasser heiß wird rührt man den Kaffee hinein, bis dieser sich gut aufgelöst hat. Wenn gewünscht, gibt man Zucker hinzu. Ein nachträgliches Süßen nach dem Servieren ist beim griechischen Kaffee wegen des Kaffeesatzes nämlich nicht möglich. Und nun wartet man, bis der Kaffee einen dicken Schaum bildet und langsam im Topf hochsteigt. An diesem Punkt ist Erfahrung gefragt, um genau den richtigen Moment abzupassen und den Kaffee in die kleine Tasse zu schenken, bevor der Kaffee richtig kocht und dies den Schaum zerstört.
Stark, schwarz und heiß kommt er nun in kleinen Tassen auf den Tisch. Immer mit einem Glas kalten Wasser, oft und gerne auch in Begleitung von einem Keks oder einem kleinen Teller mit Früchten in Sirup. Und wer jetzt noch Glück hat und eine „Kafetzoú“ in der Runde hat, kann sich von dieser Kaffeeleserin die eine oder andere Zukunftsweisung aus dem Kaffeesatz sagen lassen…